Gastbeitrag von Judith Gätz, 27.03.2016
Kalopani - Titi-See: Rockslides, Vegetation, Fluviale Geomorphologie.
Der heutige Tag ist v.a. der gigantischen Kalopani-Berggleitung gewidmet. Wir starten um 9:25 Uhr bei bedecktem Wetter von Kalopani aus Richtung Osten mit dem Ziel „Titi-See“. Im Rahmen unseres ersten Stopps gleich am westlichen Ende des Dorfes besprechen wir das hier vorherrschende Gestein: Augengneis (Unit 3 des Himalaya-Kristallins). Mineralogisch besteht dieses metamorphische Gestein granitischen Ursprungs aus drei Mineralgruppen: Feldspat (weiß), Quarz (weiß) und Glimmern (schwarzem Biotit, hellem Muskovit). (Foto: Ronald Pöppl)
Entlang eines verzweigten Abschnitts der Kali Gandaki besprechen wir den rockslide oder Bergrutsch. Erste Anzeichen dafür waren die Bergrücken südwestlich von Kalopani welche untypische Höhen aufweisen. Der sogenannte Kapo-Ridge erscheint ExpertInnen viel zu niedrig. Die Vermutung ist, dass er ursprünglich höher war, der obere Teil des Rückens jedoch vor etwa 30.000 Jahren in Richtung Norden abgerutscht ist. Eventuell ist es auch möglich, dass es sich um zwei oder mehr Ereignisse handelt, wobei sich das zweite vermutlich vor etwa 5.000 Jahren ereignet hat. (Foto: Ronald Pöppl)
Ein weiterer Diskussionspunkt ist die Arbeit von Christoph Andermann, welcher hier Untersuchungen an der Kali Gandaki durchführt. An diesem Standort wurde ein Monitoring-System installiert, um Geschiebe, Abfluss und Schwebefracht des Flusses zu untersuchen. Für den Abfluss wird mittels Laser der Pegelstand an einer definierten Stelle mit konstantem Querschnitt gemessen, wodurch der Abfluss berechnet werden kann.
Dort wo die Brücke die Kali Gandaki überquert erfährt dieser eine eindrucksvolle Änderung seiner Morphologie. Aus einem braided river system mit breitem Gerinnebett wird ein gerader Flussverlauf mit einem tief eingeschnittenen Bachbett, in welchem große Gneisblöcke liegen. Grund für die Änderung des Flusssystems ist die durch die verschiedene Lithologie bedingte unterschiedliche Geländemorphologie. (Foto: Ronald Pöppl)
Auf der anderen Seite des Flusses erleben wir erste Unklarheiten bezüglich des Tracks. Nach dem Fund einer geeigneten Abzweigung zum Titi-See und dem Erklimmen der untersten Flussterrasse sehen wir einige landwirtschaftlich genutzte Terrassen, sowie kurz darauf ein beeindruckend großes und altes Exemplar einer Baumart, die ich nicht bestimmen konnte. Diese Art ist uns entlang des Weges noch öfter begegnet, erkennbar an ihren typisch gefingerten und intensiv rot gefärbten Blättern. Die Vegetation die wir nun durchquerten war eben dominiert von diesem Laubbaum, sowie von der Nadelbaumart Pinus wallachiana und Bambus. Kurz angesprochen wurde eine Art des Bio-Monitoring, nämlich die Datierung von oder Felssturz-Material durch Flechtenbewuchs (Lichenometrie). (Foto: Rainer Csar)
Mit zunehmender Höhe wurde die Vegetation um die Eibe (Taxus baccata) und den teilweise knallig rosa blühenden Rhododendron bereichert. Ebenfalls wurden oft wilder Cannabis, lila blühende, langstielige Primeln und Veilchen gesichtet. (Foto: Ronald Pöppl)
Nach einer langen Mittagspause passieren wir den Titi-Lake, welcher durch eine Aufstauung, verursacht durch die zu Beginn besprochene Berggleitung entstanden ist. Leider wurde das Wetter immer schlechter, Nieselregen, fallende Temperaturen und Wind führten zu einer leichten Demotivierung der Studierenden. (Foto: Markus Guttmann)
Der Weg zurück wird in relativ schnellem Tempo zurückgelegt. Spannend ist die hier vorgefundene Abfolge von Gneisen und fluvialen Sedimenten (mit gerundeten Bestandteilen in sandiger Matrix), sowie glazialem Moränenmaterial und lakustrinen Ablagerungen (gelbe feinkörnige Sedimente). Schließlich führt uns der Weg entlang der Pangdu Khola, einem Fluss der sich in einem an den Seitenmoränen erkennbaren Gletschertal gebildet hatte. Auch hier bildete sich ein braided river system, weil flussabwärts (Chhoya Village) der Fluss gestaut ist. (Foto: Ronald Pöppl)