GeographInnen unterwegs am Dach der Welt (Tag 5)
Muktinath - ein Ort, nicht nur für Pilger/innen des Buddhismus oder Hinduismus!
Brrrr... Die erste Nacht im Hotel Plaza in Jharkot (3.560 m) haben wir mit mehreren Kleidungsschichten (inklusive Hauben und Schals), Schlafsack und zwei Decken gut überstanden. Einige der Gruppe haben außerdem die Höhenlage gespürt - Hallo Kopfschmerzen. Doch der Sonnenaufgang lässt all' dies vergessen. Heute werden wir Muktinath - das höchstgelegene Dorf unserer Exkursion - erkunden.
Der heutige Tag beginnt mit einem schönen Sonnenaufgang in Jharkot. Die kalte Nacht war da bereits wieder vergessen und mit Tee, Tsampa Porridge, Tibetean Bread oder Pancakes fühlen wir uns bereit Muktinath, das höchstgelegene Dorf unserer Exkursion, zu entdecken.
Nach der mittlerweile gewohnten nepalesischen Verzögerungsstunde geht es los nach Muktinath, einem bekannten Pilgerort auf 3.800 m. Zu Beginn unserer Tageswanderung sehen wir eine tiefgründige Hangrutschung über häufig wassergesättigtem Ölschiefer, welcher sich durch seine schwarze Färbung deutlich von den umliegenden Gesteinen abhebt. Bei Ölschiefer handelt es sich um tonreiche geschichtete Sedimente mit hohem Organik-Anteil.
Wie bereits am Tag zuvor erblicken wir Wohnhöhlen, welche von deutschen Anthropolog/innen in den 1980/90ern untersucht wurden. Die WissenschaftlerInnen fanden dabei Reste von Holzmöbeln und Pflanzen, wodurch eine Datierung möglich war. Die gefundenen Pflanzenreste bestanden unter anderem aus Reis und Soja, welche auf dieser Höhenlage nicht heimisch sind. Daraus lässt sich ableiten, dass in dieser Region nachweislich seit rund 3.000 Jahren Migration und Handel vorherrscht.
Durch den Bau der Straße, die erst im Jahr 2009 fertig gestellt wurde, entstanden und entstehen noch immer neue Lodges und Guest Houses. Vor Allem für PilgerInnen ist es jetzt sehr einfach Muktinath per Bus, Jeep oder Moped z.B. von Jomsom aus zu erreichen. Häufig fahren viele nur zum Tempel hoch und am gleichen Tag wieder zurück nach Jomsom. Dies ist ein großer Nachteil für die Wirtschaft Muktinaths. Dennoch werden in Muktinath zahlreiche große, neue Gebäude errichtet, welche offensichtlich als Unterkünfte für den Tourismus genutzt werden sollen. Auf einem Hügel oberhalb des Dorfs wird zudem ein neuer Tempel erbaut.
Bevor wir uns auf den Weg zum Tempel machen, welcher ein wenig außerhalb von Muktinath selbst liegt, nahmen wir uns Zeit zum Shoppen von Souvenirs. Schals, Mützen und Handschuhe – zum Teil aus Yakwolle, Postkarten, Schmuck, Gebetsmühlen, Fossilien, uvw. Immer im Hinterkopf, dass alles was wir kaufen, am nächsten Tag auch den Pass hinaufgetragen werden muss.
Am Weg von Muktinath zum etwas höher gelegenen Tempel halten wir an einem Hang. Hier können wir mehrere geomorphologische Prozesse, wie beispielsweise Steinschlag und Murkegel, erkennen. Bei diesen Prozessen muss man die Höhenlage bedenken, weil der Hang durch periglaziale Solifluktionsprozesse geprägt ist und diese wurden und werden von Steinschlägen überlagert. Der Murkegel wurde ebenso von Sturzprozessen überprägt, jedoch sind Murrinne und Levees noch immer deutlich erkennbar.
Der Tempel in Muktinath ist sowohl für die Hindus als auch Buddhisten ein wichtiger Pilgerort. Im Allgemeinen ist das Zusammenleben verschiedener Religionen in Nepal üblich. Die 108 Wasserspeier in der Tempelanlage sind für die Hinduisten, die kleine, ewig brennende Naturgasflamme hingegen für die Buddhisten heilig. Oberhalb der Tempelanlage sind viele Gebetsfahnen über dem instabilen Hang verteilt. Diese sollen die Götter besänftigen und den Tempel und das Dorf vor Naturgefahren, insbesondere fortschreitenden Rutschungen, schützen.
Für den Abstieg zurück nach Jharkot zu unserer Unterkunft gibt es nach dem Besuch des Tempels drei Möglichkeiten: 1) selber Weg zurück nach Jharkot mit anschließender Suche nach Fossilien (Ammoniten)
2) alternativer Rückweg nach Jharkot über die Ortschaft Jhong. Hier biete sich nicht nur ein Blick auf die Muktinath-Rutschung, sondern vor allem auch ein beeindruckender Blick auf den Thorung Pass (5.416 m). (Foto: Michaela Daberger)
3) Aufstieg bis Chabarbuk (auch als Phedi bekannt) auf knapp 4.200 m mit anschließendem Rückweg über Muktinath nach Jharkot. Nach einem kurzen, aber anstrengenden Aufstieg konnte auf der Terrasse die wunderschöne Berglandschaft und Blick auf den Weg zum Thorung Pass (5.400 m) genossen werden. In Erinnerung blieben der gute nepalesische Tee und ein amerikanischer Bergsteiger. Aufgrund seines Rucksacks, der 43 kg wog, erhielt dieser seinen Spitznamen „Chris the Rock Montana“. (Foto: Johannes Pfeiffer)
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