GeographInnen unterwegs am Dach der Welt (Tag 3)
Happy Holi! Heute ist der Tag auf den alle schon gewartet haben – die erste Trekking-Etappe steht auf dem Plan. Von Jomsom (2.760 m) sollen ca. 8,5 km nach Kagbeni (2.840 m), dem Tor nach Ober-Mustang, getrekkt werden.
Der Weg führt uns entlang der Kali Gandaki, in deren Flussbett teils autogroße Felsböcke unser Interesse wecken. Wir identifizieren das Material als Nilgiri-Limestone (Kalkstein), welches im Rahmen des Nilgiri-Felssturzes in das Flussbett eingetragen und durch fluviale Prozesse kantengerundet wurde.
Sobald man Jomsom in nördlicher Richtung verlässt, lässt man den Einflussbereich des Nilgiri-Felssturzes hinter sich, was sich deutlich im Bild des Flussbettes widerspiegelt. Ab hier zeigte sich die Kali Gandaki als Braided-River-System. Dieses machen sich Trekker und Pilger zu Nutze, um der überraschend viel befahrenen „Straße“ auszuweichen.
Unsere Trekkingroute mit dem Ziel Muktinath ist eine wichtige Pilgerroute für Hindus und Buddhisten. In Jomsom treffen wir zum ersten Mal auf sogenannte Sadhus. Diese leben ein streng religiöses Leben und entsagen allen weltlichen Besitztümern. Sie sind jedoch dem Konsum von Rauschmitteln wie Haschisch und Marihuana nicht abgeneigt, da ihnen diese bei der Meditation helfen sollen. Durch ihren nicht-materiellen Lebensstil sind sie von Sach- oder Geldspenden abhängig.
Nach ca. 3 km Wanderung entlang des Flussbettes zeigt sich zu unserer Linken die Lupra-Störung. Vis-á-vis des Lupra-Tal-Eingangs zeigt sich ein besonders interessantes Bild. An den Hängen erblicken wir Höhlen, die erste Siedlungen darstellen und auf ca. 800 BC datiert wurden. Weiteres erkennen wir Rotationsrutschungen, die im niederschlagsarmen Mustang durch rapide Schneeschmelze ausgelöst werden.
Nach einigen weiteren Kilometern erreichen wir das Tagesziel Kagbeni – das Tor zu Upper-Mustang. Weiter nördlich kommt man nur mehr mit sehr teuren Permits (Kosten ca. 500$/10 Tage). Generell darf Upper-Mustang erst seit 2008 von Touristen besucht werden. In der gesamten Region Mustang leben ca. 13.000 Menschen, welche vornehmlich der tibetischen Volksgruppe der Thakali angehören.
Das Dorf Kagbeni selbst liegt auf einem großen Schwemmfächer, wo der Jhong Khola in die Kali Gandaki mündet. Charakteristisch für Kagbeni ist die Bewässerungslandwirtschaft, die auf terrassierten Feldern angelegt ist. Darauf werden vor allem Buchweizen, Roggen, Obst, Gemüse und auch Mais angebaut. Besonders interessant sind die Bewässerungskanäle, deren Wasserführung durch kleine bewegliche Wehre gesteuert wird.
Als letzten Programmpunkt des Tages besuchen wir während eines Dorfrundgangs den Kag Chode Thupten Samphei Ling Tempel. Dieser wurde 1429 erbaut und ist seither ein wichtiges Ausbildungszentrum für tibetisch-buddhistische Mönche. 32 Mönche leben zurzeit im Kloster. Einer der in Ausbildung stehenden Mönche führt uns durch die Gebetsstätte, welche mit Buddha-Schreinen und Malereien eine typisch buddhistische Anlage darstellt. Gleich nebenan befindet sich momentan ein neuer Tempel im Bau.
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